Das Simon Wiesenthal Center erwägt, den Regierenden Bürgermeister von
Berlin in seiner Auflistung der schlimmsten antisemitischen Ereignisse dieses
Jahres zu erwähnen. Dafür erntet es heftige Kritik auch von Personen und
Organisationen, die ihm sonst verbunden sind. Zu Unrecht, denn die Überlegung
des Zentrums ist eine so gezielte wie berechtigte Warnung an einen alles andere
als unwichtigen Politiker, der sich in Bezug auf den Antisemitismus oft einfach
wegduckt.
Seit 2010 veröffentlicht das Simon
Wiesenthal Center (SWC) in Los Angeles am Ende jedes Jahres seine
„Top Ten Worst Global Anti-Semitic/Anti-Israel Incidents“, also eine Rangliste
der zehn aus Sicht des SWC weltweit schlimmsten antisemitischen und
antiisraelischen Vorfälle des jeweiligen Jahres. Auch wenn diese Vorfälle oft
mit konkreten Personen verbunden sind, ist die Liste eines nicht – selbst wenn
das immer wieder behauptet wird: nämlich eine Top Ten der übelsten
Antisemiten auf dem Planeten. Sonst würden sich Zusammensetzung und Reihenfolge
auch nicht von Jahr zu Jahr so stark ändern, wie es stets der Fall ist. Es geht
dem Zentrum vielmehr erkennbar vor allem darum, deutlich zu machen, welch
bedrückend vielfältige Erscheinungs- und Ausdrucksformen der Antisemitismus
hat; wo er überall zu Hause ist – politisch, geografisch, institutionell; wie
enorm die Verheerungen sind, die er anrichtet; und wie dringend der
Handlungsbedarf ist, der aus alledem resultiert.
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